Sehr geehrter Herr Bürgermeister,

die AfD-Fraktion bittet, zur nächsten Sitzung des Planungsausschusses am 02. Dezember 2021 folgenden Antrag auf die Tagesordnung zu setzen:

  1. Die Stadt führt eine großangelegte Umfage bei Haushalten im Stadtgebiet durch, um individuelle Wohnraumbedarfe zu ermitteln und eine Datengrundlage zur Bedarfsdeckung aufzubauen. Die Verwaltung erarbeitet eine entsprechende Umfrage und legt diese dem Ausschuss vor.
  2. Diese Umfrage ist als Online-Umfrage auf der städtischen Homepage grundsätzlich allen Bürgern der Stadt zugänglich zu machen.
  3. Personen über 55 Jahre (Jahrgänge 1966 und älter) werden gesondert per Briefpost adressiert.
  4. Zusätzlich wird für einen definierten Zeitraum ein Umfrageinstitut beauftragt, in städtischen Fußgängerzonen gezielt die Zielgruppen junge Familien und Personen Ü55 anzusprechen, um Ergebnisse für besagte Umfrage zu erzielen.
  5. Zusätzlich richtet die Stadt in Zusammenarbeit mit dem Seniorenbüro auf ihrer Homepage eine Online-Börse zwecks zentraler Information und Koordination von Gesuchen ein, die gemeinschaftliche Wohnformen, Mehr-Generationen-Projekte, Baugruppen, Wohnungstausch, Hausumbau etc. betreffen.
  6. Die Stadt wirbt auf verschiedenen Ebenen (Lokalpresse, Werbeanzeigen, Bekanntmachungen) für besagte Umfrage und die zu errichtende Online-Börse.

Begründung: Das Mantra des drängenden Neubaubedarfs wird auch in Bergisch Gladbach forciert. Das entspricht dem bundesweiten Trend in Ballungsräumen und der ohnehin attraktiven Lage unserer Stadt im „Speckgürtel“ einer wachsenden Metropole. Der Wachstumsdruck durch anhaltenden Zuzug gerät mit dem Wunsch von Anwohnern, Grünflächen zu erhalten, in Konflikt. Nach der Hochwasserkatastrophe werden Rufe nach Planungsstopps[1] im Rheinisch-Bergischen Kreis zunehmend lauter, um weitere Bodenversiegelung zu bremsen und Naturräume als Retentionsflächen zu erhalten.

Ziel der Umfrage ist es, die Wohnraumversorgung im Stadtgebiet zu ermitteln und einen Beitrag zur Linderung der Wohnraumnachfrage zu leisten. Eine Umfrage im Kreis Steinfurt ergab, dass über die Hälfte der älteren Haushalte (ab 55 Jahre) in Einfamilienhäusern einzene Räume nicht nutzen. Bei über 75% der Befragten würden zwei oder mehrere Räume nicht genutzt. Über 20% der Befragten gaben an, dass sie sich eine Untervermietung vorstellen könnten, äußern jedoch auch ihre Bedenken, sich mit dem Prozedere überfordert zu fühlen oder durch unzuverlässige Mieter in Schwierigkeiten zu kommen.[2] Hier könnte die Stadt eine Mittlerrolle einnehmen.

Ältere Personen, die alleine oder zu zweit ein großes Einfamilienhaus bewohnen und deren Kinder längst ausgezogen sind, könnten mitunter beim Umzug in eine kleinere, passendere Wohnung unterstützt werden. Studenten oder Auszubildende, die auf günstige Mieten angewiesen sind, könnten im Rahmen von Mehr-Generationen-Projekten als Untermieter bei älteren Mitbürgern, Alleinerziehenden oder Menschen mit Behinderungen unterkommen und im Gegenzug z.B. beim Haushalt, bei Arztbesuchen oder der Gartenarbeit aushelfen. Auch könnten Eigentümer noch zielgerichteter über staatliche Fördermöglichkeiten z.B. bei baulichen Maßnahmen zur Grundrissänderung und Wohnflächenteilung unterrichtet werden[3], um wiederum neuen Wohnraum für Untermieter zu schaffen.

Die neu erhobenen Datensätze im Rahmen einer solchen Umfrage würden der Arbeit des städtischen Seniorenbüros[4] zugute kommen.

Mit freundlichen Grüßen

Thomas Kunze                                                                      i.A. Carlo Clemens
Sachkundiger Bürger                                                             Fraktionsgeschäftsführer

[1] Vgl. Baustop am Sülzbogen: Flächennutzungsplan einstimmig geändert. In: Bergische Landeszeitung vom 04.09.2021, S. 35.

[2] Vgl. Anja Bierwirth: Wohnraumpolitik versus Umweltpolitik: ein Widerspruch? In: Guido Spahrs (Hrsg.): Wohnungsfrage 3.0. Stuttgart 2021, S. 167.

[3] Vgl. u.a. https://www.kfw.de/inlandsfoerderung/Privatpersonen/Bestehende-Immobilie/Barrierereduzierung/.

[4] Etwa als zusätzliche Datengrundlage für die regelmäßige Broschüre „Wohnen im Alter“.

(Antrag als PDF)