Sehr geehrter Herr Bürgermeister,

die AfD-Fraktion bittet, zur Sitzung des Planungsausschusses am 28. April 2021 folgenden Antrag auf die Tagesordnung zu setzen:

Der Planungsausschuss möge beschließen, die Verwaltung zu beauftragen, gemeinsam mit dem Gestaltungsbeirat der Stadt Bergisch Gladbach ein umfassendes Konzept zu erarbeiten, das die Förderung regionaler Baukultur in Bergisch Gladbach zum städtischen Leitbild erhebt.

Das Konzept soll enthalten:

  1. Konkrete Vorschläge zur Förderung der öffentlichen Auseinandersetzung mit regional geprägter Baukultur im Allgemeinen und bergischer Bautradition im Besonderen, z.B. durch städtische Vortragsveranstaltungen, Workshops in Schulen, Publikationen, Ausstellungen usw. unter Einbeziehung von Architekten, Handwerkskammer, Stadtplanern, Architekturhistorikern, Behörden und Bauherren.
  2. Konkrete Handlungsschritte zur Einrichtung einer Bauberatungsstelle zur Förderung regionaler Baukultur und zur Begleitung öffentlicher wie privater Bau- und Umbauvorhaben in Zusammenarbeit mit entsprechenden Initiativen, Vereinen und Stiftungen und unter Prüfung von Fördermöglichkeiten durch den Rheinisch-Bergischen Kreis, die Regionale Kulturförderung des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR) oder des Landes Nordrhein-Westfalen.
  3. Die Erstellung einer Baufibel für Bergisch Gladbach durch die zu gründende Bauberatungsstelle. Die Baufibel soll als Einführung in die bergische Bauweise dienen und Kenntnisse regionaler Bau- und Siedlungsgeschichte, Konstruktionstechniken und Baustoffe vermitteln. Gleichermaßen soll die Baufibel zur zeitgemäßen Interpretation traditioneller Bauweisen anregen, die ökologischen, technischen und sonstigen Ansprüchen gerecht wird.
  4. Die Förderung des öffentlichen Bewusstseins für regionale Baukultur durch Initiierung eines regelmäßig stattfindenden Wettbewerbs auf Kreisebene nach dem Vorbild vergleichbarer Wettbewerbe im Siegerland[1], im Eifelkreis Bitburg-Prüm[2] oder im Landkreis Augsburg[3].
  5. Eine Selbstverpflichtungserklärung der Stadt Bergisch Gladbach, wonach zukünftige Bau- und Umbauvorhaben im Sinne eines harmonischen und charakteristischen Stadtbildes und des Schutzes des kulturellen Erbes umgesetzt werden. Bei Bebauungsplänen und Architektenwettbewerben sollen regionale Formensprache und Materialen maßgebend sein.

Begründung: Regionale Baukultur meint weder eine “historisierende Konservierung der Bausubstanz, noch eine regional entwurzelnde Modernisierung”[4]. Lokale und regionale Bautraditionen ergaben sich durch den “über Jahrhunderte von den Menschen in einer Region ausgeformte(n) Zusammenhang von Klima und Topografie, regionalen Ressourcen und Baustoffen, Lebens- und Produktionsweisen, den Riten und Religionen sowie handwerklichen Fähigkeiten, die sich allesamt zu wiedererkennbaren Gebäudetypen und ganzen Orts- und Stadtbildern verdichteten.”[5]

Im Zuge der industriellen Überwindung technischer und materieller Limitierungen setzte sich ein internationaler Stil durch, der bei einfachen Wohn- und Nutzbauten bis heute eine austauschbare Bauweise hervorgebracht hat, die das regionaltypisch Charakteristische negiert. Zersiedelte, gesichtslose Neubaugebiete und abnehmende Attraktivität des Ortsbildes sind seit Jahrzehnten die Folge.

Heutiges Ziel regionaler Baukultur ist die Wiederentdeckung des Bewährten sowie die Schaffung und Weiterentwicklung charakteristischer Bauten und Neubaugebiete, mit denen sich Einwohner identifizieren können. Bauwerke sollen sich mit dem Vorgefundenen auseinandersetzen und das ästhetisch genuin Regionale würdigen. Resultat soll nicht länger der willkürliche, sich von seiner Umwelt isolierende Solitär sein, sondern das Einfügen von Proportionen, Bauform, Farbgebung, Gestaltung und Materialität in ein ganzheitlich aufgefasstes Ortsbild.

Mit freundlichen Grüßen

Thomas Kunze                                                                                   i.A. Carlo Clemens
Sachkundiger Bürger                                                                          Fraktionsgeschäftsführer

[1] Vgl. https://www.schieferland.com/.

[2] Vgl. https://www.eifel-baukultur.de/der-baukulturpreis-eifel.html.

[3] Vgl. https://www.landkreis-augsburg.de/leben-im-landkreis/kultur-und-heimatpflege/wettbewerb-zur-foerderung-der-baukultur/.

[4] Herlind Gundeland und Wolfgang Börnsen: Vorwort. In: Bund Heimat und Umwelt in Deutschland (BHU): Regionale Baukultur als Beitrag zur Erhaltung von Kulturlandschaften. Bonn 2010, S. 5.

[5] Marta Doehler-Behzadi: Regionale Baukultur aus Sicht des Bundes: Wohlfühlbegriff oder zeitgenössisches baukulturelles Programm? In: Ebd., S. 39.

(Antrag als PDF)